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Vizekusen, wann endet die Durststrecke?

Anlässlich der Partie von Bayer 04 Leverkusen gegen Bayern München am 8. Spieltag der laufenden Saison erinnert die schweizerische Neue Zürcher Zeitung an die wenig ruhmreiche Vergangenheit des Werksclubs. Mit dem Titel „Für immer Vizekusen“ fragt die Zeitung, ob Bayer mit dem Schweizer Trainer Gerardo Seoane endlich titelreif ist. Vieles spricht allerdings nicht dafür.

Natürlich kann man einwenden, dass der Club mit 16 Punkten aus 8 Spielen sehr stark in die Saison 2021/22 gestartet ist. Auch in der Europa League wurden bisher beide Partien in der Gruppenphase gewonnen. Doch allzu groß sind die Hoffnungen nicht, dass man einen der beiden Wettbewerbe (Bundesliga, Europa League) gewinnen wird. Wirklich denkbar ist bestenfalls der DFB-Pokal. Doch auch hier ist die Bilanz der letzten 28 Jahre ernüchternd.

Die Bayer 04 Leverkusen Fußball GmbH, wie das Fußballunternehmen mit vollem Namen heißt, hat ihren letzten Titel im Jahr 1993 mit dem DFB-Pokal gewonnen. Fünf Jahre zuvor gelang der Triumph im UEFA-Cup. Mit Ausnahme einer Zweitliga-Meisterschaft 1979 sind das die einzigen beiden Titel der Werkself. Chancen für weitere Trophäen gab es immer wieder. Unsere erste Abbildung zeigt, dass Bayer in den vergangenen 30 Jahren fünf Mal den 2. Platz in der Bundesliga erreicht hat und drei Mal im Endspiel des DFB-Pokals scheiterte.

Erläuterung: Im DFB-Pokal wird ein Sieg als Platz 1, das Scheitern im Finale als Platz 2, etc. dargestellt.

Im Pokal scheiterte man im Jahr 2020 deutlich an Bayern München 2:4 im Endspiel, zuvor 2009 mit 0:1 gegen Bremen (für die Mesut Özil damals das goldene Tor erzielte). In der Bundesliga „erarbeitete“ man sich zwischen 1997 und 2002 mit vier Vizemeisterschaften den berühmten Namen „Vizekusen“ – zumal im Jahr 2002 auch die Endspiele im DFB-Pokal und in der Champions League verloren gingen. Ein solches Vize-Triple gelang übrigens sonst nur Bayern München 2012.

Woran liegt nun die anhaltende Titel-Flaute? Im Pokal haben Frankfurt (2018), Wolfsburg (2015), Schalke (2011), Bremen (2009) oder auch Nürnberg (2007) gezeigt, dass der Titel nicht exklusiv nach München und Dortmund gehen muss. In der Europa League war noch nie ein deutscher Club erfolgreich (im UEFA-Cup zuletzt Schalke 1997 und Bayern 1996) und in der Meisterschaft dominieren Bayern und Dortmund seit über einem Jahrzehnt.

Bayer Leverkusen hat seit den silbernen Jahren rund um die Jahrtausendwende stets seine besten Spieler an größere Clubs abgegeben. Ob Ballack und Zé Roberto 2002 oder später Lúcio, Heung-min Son, Arturo Vidal, Julian Brandt oder Kai Havertz – alle verließen sie die Stadt am Rhein. Für diese Spieler hat der Werksclub häufig viel Geld eingenommen, aber sportlich stets an Qualität verloren. Dies hat man durch eigene Zugänge, Scouting und Talententwicklung zu kompensieren versucht. Unterm Strich gab Bayer Leverkusen in den letzten zehn Jahren knapp 508 Millionen Euro für neue Spieler aus und nahm 474 Millionen durch den Verkauf ein. Es verbleibt ein Defizit von rund 33 Millionen. Nur sechs deutsche Clubs haben im selben Zeitraum mehr Geld für Spieler ausgegeben, wie die zweite Abbildung zeigt.

Erläuterung: Es sind die 7 deutschen Clubs mit den größten positiven bzw. negativen Salden dargestellt.

Betrachten wir den Wert sämtlicher Spieler von Bayer Leverkusen, also den Marktwert, so zeigt sich eine Verdreifachung zwischen 2013 und 2020. Der Club hat sich somit insgesamt positiv entwickelt. Die nächsten größeren Marktwertsteigerungen scheinen absehbar. So debütierten mit Iker Bravo und Zidan Sertdemir jüngst zwei 16-jährige Talente. Parallel wurden beide erstmalig in die jeweiligen U19-Nationalmannschaften Spaniens und Dänemarks befördert. Nehmen sie einen ähnlichen Weg wie Havertz und Wirtz zuvor?

Mit fast 400 Millionen Euro Marktwert in der Saison 2021/22 steht der Club auf Rang 3 unter den Europa League Teilnehmern. Mit einem ähnlichen Budget konnte sich Villareal zuletzt den Titel im Wettbewerb sichern – ob es nun Leverkusen auch gelingt?

Quellen:

https://www.transfermarkt.de/statistik/einnahmenausgaben
https://www.transfermarkt.de/europa-league/teilnehmer/pokalwettbewerb/EL/saison_id/2021

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